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Das Paradies

im UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte

Das Paradies
Der einst schwerste Arbeitsplatz der Völklinger Hütte - die Kokerei - wird zum Naturparadies mit vielfältiger Flora und Fauna. - © Thorsten Jochum

Die Kokerei war ein besonders giftiger Ort. Unter schwersten Arbeitsbedingungen schufteten die Arbeiter bei bis zu 1200 Grad. Steinkohle muss so stark erhitzt werden, bis daraus Koks entstand. Dabei wurden Benzol, Schwefel, Teer allesamt umweltschädliche Stoffe und Gase freigesetzt.

Im Jahr 2009 entstand im Gelände um die ehemalige Kokerei ein Landschaftsgarten von 33.000 Quadratmetern, der die Symbiose von Industrie und Natur in zwölf Gartenräumen inszeniert.

Namensfindung Das Paradies: Dass man nach der Schließung der Hütte dort lange gar nichts tat, brachte eine eigene Pflanzenwelt hervor. Das führte zu der schönen Bezeichnung „Paradies“

Das Konzept richtet sich vor allem an die Menschen, die die zugänglich gemachte Natur in Verbindung mit der (Industrie-)Kultur erleben und genießen wollen. Verschiedene Phasen der Naturentwicklung wurden durch Rückbau und durch Neubepflanzung deutlicher herausgearbeitet. Die Gartenanlage erfolgte in extrem kurzer Bauzeit im Mai/Juni 2009 in Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege.

Diese stark industriell geprägte Fläche wurde seit der Stilllegung der Hütte 1986 durch die Natur zurückerobert. Diese natürliche Renaturierung wurde im Kern erhalten und durch vorsichtige Eingriffe begehbar gemacht. Die Wege durch das Gelände wurden so ausgerichtet, dass sie immer neue Ausblicke freilegen - mal durch Sichtachsen in die Ferne, mal in schimmernde Gänge und Abgründe hinein. Die Konzeption zeichnet sich durch geradlinige Wegeführung und klare räumliche Bezüge aus. Bei den baulichen Ergänzungen wurde auf gestalterische Reduktion und Konsequenz der Details für die verschiedenen Geländer, Brücken und Rampen sowie hohe Funktionalität und Kostenreduktion durch Rationalisierung geachtet.

KingKong-Weg wurde 2021 eröffnet: Ein Riesengorilla als zehn Meter hohe Skulptur von Ottmar Hörl gestaltet, steht seit 2019 auf dem Gelände. Der Weg ist barrierefrei.

Leopardenpfad: Ein neues Gelände wird erschlossen, auf den schmalen, dschungelartigen Pfaden ist nun ein kompletter Rundweg durch das „Paradies“ möglich. Der Weg führt direkt an der Urban-Art-Raubkatze vorbei, das Motiv des Kunstwerks des französischen Künstlerkollektivs Mosko.

Pflanzen und Tiere konnten sich besonders im Umfeld des Geländes der Kokerei frei entfalten, sie haben sich Stück für Stück das Gelände zurückerobert. Mal von Pflanzen bedeckt, mal stärker freigelegt, wirken die Zeugnisse der Industriekultur fast organisch verbunden mit der wilden und auch der gestalteten Natur. Birken, Sommerflieder in allen Farben und einheimische Wiesenblumen - das Paradies ist kein traditioneller Landschaftsgarten. Wo es Steine und Beton zulassen spießen Bäume und Hecken teilweise meterhoch. Die Natur hat hier bewusst ihren Freiraum.

Mittlerweile leben auch viele Tierarten im „Paradies“ im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Füchse, Lurchen, Wildschweine wurden gesichtet, auch Eidechsen. Neben Insekten und Vögeln gibt es auch eine Nilgansfamilie. Im ehemaligen Klärbecken tummeln sich Fische, Libellen fühlen sich dort auch wohl. Und nicht zu vergessen: die vielen Schmetterlinge. Zahlreiche Bienenvölker sind im Paradies heimisch geworden: der erste Honig ist im Museumsshop erhältlich. 

2024: 30 Jahre UNESCO Weltkulturerbe Völklinger Hütte

- die UNESCO erklärte die Völklinger Hütte am 17. Dezember 1994 zum Weltkulturerbe

- erstmals wurde ein Relikt aus der Industrialisierung auf eine Stufe mit dem Kölner Dom oder den Pyramiden von Gizeh gestellt.

- An der Völklinger Hütte lässt sich auf beeindruckende und authentische Weise der Prozess der Roheisenerzeugung vollständig ablesen. Sie ist das einzige vollständig erhaltene Eisenwerk der Welt aus der Blütezeit der Eisen- und Stahlproduktion und ein einzigartiges Zeugnis einer vergangenen Industrieepoche.

- Das Unesco Weltkulturerbe Völklinger Hütte spiegelt somit das Zeitalter der Hochindustrialisierung wider und ist beispielhaft für die Geschichte Deutschlands und der Welt im 19. und 20. Jahrhundert.

- Als der Hütteningenieur Julius Buch im Frühjahr 1873 die „Völklinger Eisenhütte“ gründete, konnte er nicht ahnen, dass er damit den Grundstein für mehr als 100 Jahre Eisen- und Stahlerzeugung an der Saar legen würde.

- Heute nicht nur Anziehungspunkt für Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt, sondern für viele Saarländer auch ein identitätsstiftender Ort.

- Seit der Ernennung als UNESO Weltkulturerbe zählt man mehr als 4,5 Millionen Besucherinnen und Besucher aus aller Welt.

Hintergrund UNESCO Welterbestätten

Die von der UNESCO geführte Liste des Welterbes umfasst aktuell 1.199 Stätten in 168 Ländern. Die Grundidee der Welterbekonvention und der aus ihr resultierenden Welterbeliste ist, Kultur und Naturerbestätten von außergewöhnlichem universellem Wert für die gesamte Weltgemeinschaft für gegenwärtige und zukünftige Generationen zu bewahren.

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