Der Höckerlinien-Weg
Leicht
Der Höckerlinienweg im Mettlacher Ortsteil Orscholz erschließt ein in Teilabschnitten sehr gut erhaltenes Relikt der Westbefestigungen des Deutschen Reiches, in diesem Abschnitt auch als „Orscholz-Riegel“ bezeichnet. Ein System aus höckerlinienförmigen Panzersperren und Bunkern verlief seinerzeit über den Höhenzug zwischen Saar und Mosel. Er wurde erst spät, nach Kriegsbeginn Ende 1939 Anfang 1940 gebaut. In den letzten Kriegsmonaten zu Beginn des Jahres 1945 war dieser Abschnitt Ort intensiver Kampfhandlungen zwischen der sich zurückziehenden Deutschen Wehrmacht und der vorrückenden US Army. Eine erste kritische Einbindung dieses Denkmals in einen historischen Kontext erfolgte 2016 mit der Schaffung des Höckerlinienwegs, eines rund drei Kilometer langen Rundwanderwegs entlang der Panzersperren.
Rund ein Dutzend engagierte Helfer der Orscholz-Cloef-Touristik e.V. legten die ehemalige Panzersperre im Bereich des „Orscholz-Riegels“ frei und schufen damit den gut begehbaren „Höckerlinien-Weg“. Damit entstand aus einer ehemals für den Krieg gebauten Befestigungsanlage ein Monument für den Frieden, das appellieren soll: Nie wieder Krieg!
Adresse: L177 zwischen 66693 Orscholz und 66706 Oberleuken
Details der Tour
Empfohlene Jahreszeit
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Besonderheiten der Tour
Kulturelle Highlights
Wegebeschaffenheit
Beschreibung
Entlang der Westgrenze des Reichgebietes ließ das NS-Regime in den Jahren 1936 – 1940 den Westwall, eine Befestigungsanlage aus Bunkern, Gräben, Stollen und Panzersperren, errichten, um Frankreich und Großbritannien von einem militärischen Eingreifen gegen Adolf Hitlers Pläne zur „Eroberung von Lebensraum im Osten“ abzuhalten. Damit war gemeint, Staaten in Ost- und Südosteuropa zu erobern, sie auszuplündern und deren Bevölkerung nach rassistischen Gesichtspunkten zu versklaven oder zu ermorden.
Zunächst verlief der Westwall entlang des rechten Saarufers von Saarbrücken bis Konz und weiter entlang von Sauer und Our bis in die Eifel. Eine zweite Linie führte über die Höhenzüge von Litermont, Hoxberg und Saar-Kohlen-Wald im Zentrum des Saarlands.
Das bedeutete, dass das sogenannte Saar-Mosel-Dreieck zwischen den beiden Flüssen nicht befestigt war. Erst nach Kriegsbeginn, zwischen Oktober1939 und Mai 1940, wurde der Westwall um den 12 Kilometer langen „Orscholz-Riegel“ ergänzt. Dieser sollte im Abstand von vier bis sechs Kilometern zur französischen Grenze das Eindringen feindlicher Truppen in das Saar-Mosel-Dreieck verhindern. Man plante den Abschnitt gegenüber einer unbefestigten Stellung mit weniger Soldaten verteidigen zu können und die freigewordenen Truppen für den geplanten Angriff auf Frankreich einzusetzen.
In der Ortslage von Orscholz wurden 11 Bunkeranlagen, 21 betonierte Wellblechunterstände („Heinrich-Unterstand“) und 2,3 Kilometer Panzersperren in Form von Höckerhindernissen errichtet. Nach dem Frankreichfeldzug 1940 stoppte die NS-Führung den Weiterbau der Westbefestigungen. Weite Teile des Westwalls, somit auch der „Orscholz-Riegel“, wurden anschließend nicht mehr gewartet und ihre Waffen und Einbauteile weitestgehend ausgebaut und eingelagert.
Im September 1944 wurden die teils desarmierten, teils vernachlässigten Festungsbauten in bescheidenem Umfang von Wehrmachts-Truppen besetzt, die sich aus Frankreich zurückgezogen hatten. Im Zuge des amerikanischen Vormarsches erlangte der Orscholzriegel Ende 1944 erstmals militärische Bedeutung. Am 21. 11. 1944 wurde der erste amerikanische Angriff abgewiesen. Dieser Angriff erfolgte dabei genau in der Art und Weise, die Erich von Manstein fünf Jahre zuvor zum Bau des Orscholzriegels bewogen hatte. Auch der zweite amerikanische Angriff auf die Bunkerstellung am 20. 1. 1945 war nicht erfolgreich. Am 20. 2. 1945 gelang den amerikanischen Truppen das Vorrücken auf das Saar-Mosel-Dreieck, indem die Befestigungsanlagen im Norden umgangen wurden. In der Folge räumten die deutschen Truppen ihre Stellungen und zogen sich in Richtung des Westwalls über Mettlach zurück.
Weitere Monumente, Mahnmale für den Frieden in der Nähe:
B-Werk Merzig
Bunker Sinz
Bunker Düppenweiler
Maginot Linie, u.a. Ouvrage Hackenberg
94th Infantry Division Memorial and Peace Monument
Erinnerungspfad Höckerlinie Otzenhausen
Gedenkstätte „Goldene Bremm“
Gedenkstätte KZ-Hinzert
Soldatenfriedhöfe:
Oberleuken
Besch
Kastel
Sandweiler
Quelle: Saarschleifenland Tourismus GmbH
Autorentipp
Höckerlinienweg Orscholz – Schüler inszenieren Geschichte
In dem LEADER-Projekt erfolgt die intensivere Beschäftigung mit den Themen „Krieg und Frieden“ sowie „Grenze und Europa“.
Der Verein Orscholz-Cloef-Touristik e.V. erstellte hierzu gemeinsam mit der Gemeinschaftsschule an der Saarschleife in Orscholz dieses Projekt und setzt dieses sowohl am Höckerlinienweg als auch in der Schule um. Dabei fassen die Schüler die Gespräche mit den Zeitzeugen über das eigene Leben währenden des Krieges und der unmittelbaren Nachkriegsjahre in teils humorvollen, teils tragischen Beiträgen zusammen. Geschichten, wie die über einen Hund, der im Kinderwagen versteckt für ein Baby gehalten und mitevakuiert wurde oder über Kinder, die mit im Wald gefundenen Handgranaten spielten und durch eine Explosion zu Tode kamen verdeutlichen den dramatischen Alltag der Bevölkerung.
Die Informationen und die Interviews der Schüler mit den Zeitzeugen finden Sie auf den Infotafeln entlang des Höckerlinienwegs. Scannen Sie hierzu den jeweiligen QR – Code auf der Infotafel.