Zu Besuch bei Lucas Bewegung
Die Sonne scheint und es ist wärmer als gedacht. Gut gelaunt begrüßt uns Luca im Innenhof der e-motion e-Bike Welt in Merzig. Und er ist nicht alleine. Seine Eltern, zwei Freunde und seine Schwester sind auch da und begrüßen genauso begeistert. Typisch Saarland, so eine Radtour macht man eben gemeinsam. Das war überhaupt die Idee hinter dem Fahrradverleih: Radtouren gemeinsam mit Familien und Freunden erleben, auch mit Beeinträchtigung.
Vor einigen Jahren hatte Luca bei seinem Hobby, dem Mountainbiken, einen schweren Unfall. Dadurch ist er querschnittsgelähmt und benutzt seitdem einen Rollstuhl. Nach diesem Ereignis entstand in kürzester Zeit die Initiative „Bewegung für Luca“, durch die er und seine Familie eine überwältigende Unterstützung erhielten, für die sie bis heute sehr dankbar sind.
Luca hat unzählige kreative Ideen, die zwar nicht immer umsetzbar sind, aber an Ehrgeiz und Energie mangelt es nicht. Er möchte etwas zurückgeben für die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme, die er erfahren hat. Deshalb entstand der Verein „Lucas Bewegung“. In erster Linie sollen in Not geratene Sportler*innen und deren Angehörige sowohl finanzielle als auch ideelle und beratende Hilfeleistungen empfangen.
Bewegung war immer ein wichtiger Teil seines Lebens, und obwohl sich die Art seiner Bewegung verändert hat, ist Lucas Begeisterung für sportliche Aktivitäten nach wie vor groß. Deshalb wurde der Fahrradverleih ins Leben gerufen. Ausgerichtet ist dieser auf Menschen mit einer Beeinträchtigung, die aber Radfahren genauso lieben wie Luca. Die Spezialräder sind dabei nicht nur für Personen im Rollstuhl, sondern auch viele mehr geeignet. Gleich drei verschiedene Arten von Rädern gibt es. Da ist das Tandem, bei dem man nebeneinandersitzt und eine Person die Wahl hat, ob sie mittreten möchte oder nicht. Oder das Sesseldreirad, welches dank seines tieferen Sattels ein leichteres Treten ermöglicht. Oder eben das Rad für den Rollstuhl. Alles natürlich e-Bikes und kostenlos. Das war dem Verein und Luca besonders wichtig. Die Spezialräder sind sehr teuer in der Anschaffung und damit nicht für Alle zugänglich. Deshalb kann man die Räder über die Vereins-Website kostenlos online buchen und vor Ort über einen Code aus den Garagen holen. Samstagsmorgens wird eine kurze Einweisung durchgeführt und dann stehen die Räder das gesamte Wochenende zur Verfügung. Man kann sie entweder mitnehmen oder direkt vor Ort eine Tour beginnen. Praktischerweise liegt der Saar-Radweg nämlich direkt um die Ecke. Es gibt aber auch andere Routenvorschläge auf der Website.
Wir haben uns gemeinsam mit unserer Gruppe für den Saar-Radweg entschieden, denn bei dem schönen Wetter macht es am Wasser entlang doch am meisten Spaß. Erst mal mussten wir aber eine kurze Testfahrt über den Innenhof machen, denn an das große Spezialrad muss man sich gewöhnen. Im Unterschied zu anderen Fahrrädern hat das Rollstuhlfahrrad einen viel größeren Radius. Auch ist das Gewicht dabei nicht zu unterschätzen. Doch sobald man bemerkt hat, dass die elektrische Unterstützung inklusive Starthilfe auch eingeschaltet werden kann (Anm. d. Redaktion: haben wir erst nach zwei Kreisen festgestellt), fällt das Treten super leicht und macht großen Spaß.
Also auf zur Saar und ein wenig Geschwindigkeit unter die Reifen bringen. Der leichte Fahrtwind lud direkt zum gegenseitigen überholen ein unterstützt vom Gezwitscher der Vögel und Rauschen der Bäume. Nach einer ausgiebigen Tour, die uns ordentlich ausgepowert hat, verabschiedeten wir uns erschöpft, aber glücklich von Luca, seiner Familie und seinen Freunden.
Dieses Projekt hat nicht nur uns einen wunderbaren Tag beschert, sondern zeigt auch, wie man mit Engagement und einer positiven Einstellung trotz Widrigkeiten etwas Großes bewegen kann.