Heilsames aus der Natur
Ein kleiner Windhauch lässt die Blätter Rascheln und zu Boden fallen. Die zarten Sonnenstrahlen, die zwischen den Bäumen durchscheinen, bringen das satte Orange und Gelb des herbstlichen Laubwalds so richtig zum Leuchten. Für Christine Littig ist jede Jahreszeit passend, um durch den Wald zu streifen. Die gebürtige Gersheimerin ist im Bliesgau aufgewachsen und liebt die Natur um sich herum. Kein Wunder, dass sie diese Liebe zum Beruf gemacht hat und uns zu einer ihrer Kräuterwanderungen mitnimmt.
„Damals bin ich als Kind durch die Wiesen in der Nähe des Elternhauses gerannt und habe meiner Mutter Blumen gepflückt“, erzählt die zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin, „irgendwann fragt man sich natürlich, was sind das eigentlich für Pflanzen, die ich da in der Hand habe“. Das Biosphärenreservat Bliesgau ist bekannt für seine artenreichen Naturlandschaften, so findet man hier zum Beispiel über der Hälfte der bundesweit vorkommenden Orchideenarten. Zu diesen gibt es auch einen zugehörigen Lehrpfad, den man erwandern kann. Es bleibt also nicht aus, sich im Bliesgau mit der dortigen Natur auseinander zu setzen. Erst recht, wenn man dort lebt.
„Fast täglich nutzen wir alle Arten von heimischen Pflanzen im Alltag, man brauch sich nur mal auf dem Frühstückstisch umzusehen. Holundermarmelade oder Brennnessel-Tee“, sie zeigt auf einen Strauch, der am Wegrand wächst. Bei dem Gedanken an eine Brennnessel verziehen wir die Gesichter und Christine lacht, „man sagt nicht umsonst die Brennnessel sei eine Achtsamkeitspflanze, denn, wenn man sie unachtsam berührt, macht man mit der Ameisensäure Bekanntschaft und ist ganz schnell im Hier und Jetzt“.
Aber auch dafür gibt es eine Lösung, denn Christine fackelt nicht lange und greift zu einer Pflanze mit breiten Blättern, die direkt neben den Brennnesseln steht. Ampfer heißt das breite Blatt, welches sie mit den Händen zerreibt und auf die kleinen Pusteln drückt, die sich beim Anfassen der Brennnessel gebildet haben. Der Saft kühlt und lindert das Brennen. Beide Pflanzen wachsen oft nebeneinander, denn die Natur ist nicht dumm und gegen jedes Unbehagen ist oft ein Kraut gewachsen. Wenn wir schon beim Frühstück sind, erklärt uns Christine auch noch, dass gerade jetzt im Herbst die Samen der Brennnessel eine Art heimische Chia-Samen sind, die man sich getrocknet über das Müsli geben kann.
Wer mit Christine Littig eine Kräuterwanderung macht erfährt alles über die verschiedenen Pflanzen des Bliesgau mit deren Wirkung und Anwendungsbereich. Es geht viel um Bewusstmachen und auf seine Umgebung achten. Einfach mal die Natur von ihrer heilsamen Seite kennenlernen und den Wegesrand neu entdecken. „Es gibt kein Unkraut“, sagt Christine „denn fast jedes Kraut hat eine eigene und besondere Eigenschaft. Löwenzahn regt Leber und Galle an, Buntnessel hilft gegen Bronchitis, Melisse hilft beim Einschlafen und Holunder heißt nicht umsonst ‚Apotheke der Armen‘“. All das erfährt man, wenn man mit Christine durch Wald und Wiesen streift. Besonders schnell voran kommt man nicht, aber genau darum geht es auch. Stehenbleiben, nach unten beugen und Neues entdecken.
Seit 2020 ist „Kräuter & Co“ sogar Partnerbetrieb des Biosphärenreservats Bliesgau und seit 2008 gibt es die Naturkissenwerkstatt.
Kräuter & Co.
Christine Littig
Lambsborner Str. 4
66892 Vogelbach
Tel.: 06372/994294