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© Eike Dubois
Begegnungen
Jagd auf das "Schweinchen"

Jagd auf das "Schweinchen"

Boule ist cool, finden die Saarländer und vergnügen sich mit dem Spiel aus Frankreich überall dort, wo die Kugel gut rollt. Wer mitmachen möchte, wird gerne zu einer Partie eingeladen – und nach dem Spiel auf eine Wurst vom Schwenker und ein Glas Pastis.

Beim Boule gibt es keine Unterschiede zwischen Frauen und Männern, Kindern und Senioren, betont Ralf Schneider, Präsident des Saarländischen Boule Verbands den integrativen und geselligen Aspekt. „Das schöne ist, dass man Boule von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter spielen kann – und zwar gemeinsam.“

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„TRÈS BIEN, DAS WAR GUT!“

„Très bien, das war gut!“ Der Mann im gestreiften Pullover klatscht in die Hände. Die Frau neben ihm blickt der silbernen Boule-Kugel nach, die über den festen Sandboden rollt. Nur einen Finger breit entfernt bleibt sie neben der kleinen Zielkugel aus Holz, dem Cochonnet (auf deutsch „Schweinchen“), liegen. „Das könnte reichen“, die Frau schiebt zufrieden ihre Hände in die Hosentasche und blickt zum Ufer der Alten Saar. Im Stadtgarten von Saarlouis, zwischen schattigen Bäumen und den alten Mauern der Vauban-Festungsanlagen, gehen diese beiden besonders gerne ihrem Hobby nach: einer Partie Pétanque.

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FRANZÖSISCHES SPIELGUT

Bei diesem umgangssprachlich auch Boule genannten Spiel geht es darum, die eigene Kugel so nah wie möglich an die Zielkugel zu bringen – das kann durch Werfen, Rollen oder auch Wegschießen anderer Kugeln geschehen. Im Saarland ist Pètanque sehr beliebt, nicht nur als Freizeitsport. Der Saarländische Boule Verband ist mit 68 Vereinen einer der größten Verbände Deutschlands, richtet regelmäßig nationale Meisterschaften aus und betreut etliche Spitzenspieler, darunter auch Franzosen. Das ist nicht überraschend, denn die Grenze ist nah und Frankreich das Heimatland des Pétanque. Von hier kam das Spiel mit den Metallkugeln in den 1960er Jahren nach Deutschland. 
„Wie viele Saarländer bin ich als Teenager im Frankreichurlaub auf Boule gestoßen“, erzählt Ralf Schneider, Präsident des Saarländischen Boule Verbands.

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DAS SAARLAND SPIELT BOULE

Zurück in der Heimat suchte er nach anderen Boule-Fans – und fand sie in Saarbrücken. „Hier auf dem Nanteser Platz liegt einer der schönsten Spielorte des Saarlands – mit Blick auf das Alte Rathaus und das Schloss.“ Im Saarland wird an vielen Stellen Pétanque gespielt, dafür genügt eine ausreichend lange und ebene Fläche mit festem Boden – und natürlich ein Set Boule-Kugeln. Wer Lust auf eine Partie verspürt oder das Spiel einfach mal ausprobieren möchte, kann sich in jedem Boule-Verein im Saarland Kugeln ausleihen. „Bloß nicht auf die Plastik-Variante zurückgreifen, die haben ein ganz anderes Rollverhalten als die normierten Kugeln aus Stahl“, lautet Schneiders erster Tipp. Und zweitens: „Gleich von Anfang an mit der geschlossenen Hand werfen, also mit einem nach vorne gerichteten Handrücken, um der Kugel den nötigen Effet zu geben.“ Von April bis Oktober finden im Saarland an jedem Sonntag Boule-Turniere statt.

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DER GENUSS KOMMT NICHT ZU KURZ

Wenn der Verbandspräsident dabei nicht selbst aktiv wird, radelt der 50-Jährige zu einem der Plätze und schaut zu. Denn auch beim Zugucken kann man viel über das Pétanque-Spiel, seine Taktik und Finessen lernen – und das Drumherum genießen. Dazu gehören im Saarland meist Fleisch und Wurst vom Schwenkgrill, auch mal eine Merguez, natürlich Baguette, ein Glas Wein oder Pastis. Nicht nur kulinarisch versprüht ein Boule-Nachmittag französisches Flair, auch die meisten Spielbegriffe sind französisch: neben dem Cochonnet gibt es das Tête-à-Têt, eine Partie zwischen zwei Spielern. Bei einer Doublette sind es zwei gegen zwei und beim Klassiker, dem Triplet, treten insgesamt sechs Spieler an.

Die Bildrechte der hier dargestellten Fotografien liegen bei Eike Dubois.

Autor

Alexandra Wolters

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