Viele Gläubige kamen in die Stadt und mit ihnen auch ein wirtschaftlicher Aufschwung. 1440 schenkte der Kurfürst von Trier, Jakob I. von Sierck der Pfarrei den Platz vor der Kirche, genannt "Kaff", damit dort eine Kaufhalle errichtet werden konnte. Es entstand ein zweistöckiges Gebäude mit einer Markthalle. Im Obergeschoss war die städtische Verwaltung untergebracht.
In den Kriegen des 17. Jahrhunderts wurde das Gebäude mehrfach zerstört. Schließlich erwarb die Stadt das Gelände und der Schreinermeister Johannes Steininger erstellte Pläne für einen kleineren Neubau. Sein Entwurf ging auf den des pfälzisch-zweibrückischen Baudirektors Friedrich Georg Wahl zurück. 1803 konnte dann endlich die Einweihung stattfinden. Nachträglich baute man die Freitreppe zur Marktseite an, an der noch heute das Stadtwappen von St. Wendel zu sehen ist. Das Gebäude erfuhr im weiteren Verlauf verschiedene Nutzungsarten. In Sachsen-Coburgischer Zeit befand sich hier beispielsweise das Landgericht und bis 1922 war es Amtssitz des Bürgermeisters. Seit den 1960-er Jahren bis zur Eröffnung des Mia-Münster-Hauses beherbergte es das Heimatmuseum der Stadt. Als die Räumlichkeiten zum Standesamt umfunktioniert wurden, konnten sich viele St. Wendeler Ehepaare das Ja-Wort geben und somit den Bund der Ehe schließen. Seit 2020 befindet sich das Stadtarchiv der Kreisstadt St. Wendel in den Räumen. Das Alte Rathaus – ein Gebäude mit einer vielschichtigen Vergangenheit und zahlreichen Menschen, die hier ein- und ausgingen.
