Hülsenfrüchte

Wiederentdeckt: Erbsen, Bohnen, Linsen & Co - eine Einladung in die Hülsenfrüchte-Region

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Erbsen, Bohnen, Linsen & Co blicken im Saarland auf eine lange Vergangenheit zurück. Einst als schmackhafte Eiweißlieferanten in Gärten und auf Feldern angebaut, hätte sich ohne sie eine typisch saarländische „Arbeiterküche“ wohl nie entwickeln können, denn in Zeiten wo Fleisch unerschwinglich war, spendeten sie Kraft, die man für die schwere Arbeit in den Gruben und Eisenhütten brauchte.

Traditionen, an die man noch heute alljährlich mit dem „Erbsenradrollen“ bei Wadrill oder mit dem „Linsenfest“ in Besseringen erinnert.

In den letzten Jahren haben auch die Freunde der fleischlosen Kost deren Vorteile wiedererkannt. Entwicklungen, die unter anderem Patric Bies von der Bliesgau-Ölmühle animierten, gemeinsam mit Landwirten die Hülsenfrüchte im Saarland wieder heimisch zu machen.

Denn sie schmecken nicht nur in Suppen, Hauptspeisen und als Beilage, sättigen, kosten nicht viel und sind dank ihrer Vitamine und Mineralien sehr gesund. Im Feld sind sie ertragreich, klimaneutral, verbessern den Boden und bieten innovativen Landwirten eine Einkommensalternative.

Argumente, die auch führende Gastronomen teilen und während der von Slow Food Saarland organisierten „Hülsenfrüchtewochen“ zeigen, welche schmackhafte Kreationen sich aus ihnen zaubern lassen.

LINSEN

Die Linse, die erstmals im Orient auftauchten, gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Erde. Schon der Botaniker und Mediziner Hieronymus Bock (1498-1554, Saarbrücken und Hornbach) lobte die Linsen in dem ersten deutschen Kochbuch. Die saarländischen grünen Linsen kommen aus dem „Dreiländereck“ von Saarland, Pfalz und Lothringen. Landwirt Werner Brengel von der Loutzviller Mühle baut diese im Gemisch mit weiteren Kulturpflanzen an. Schwarze Linsen in Bio-Qualität wachsen oberhalb des Saartals.Bio-Landwirt Marcus Comtesse setzt auf bodenschonend – nämlich pfluglosen Mischfruchtanbau, um die wertvollen, Nährstoffe produzierenden Regenwürmer nicht zu vertreiben. Qualitätsansprüche, die man schmecken kann.

ERBSEN

Den Römern in Germanien dienten Erbsen nicht nur als Grundnahrungsmittel und Eiweißlieferant, häufig spielten sie auch bei Ritualen eine Rolle. Noch heute wird alljährlich an jedem „Erbsensonntag“, dem ersten Fastensonntag, in Wadrill ein meterhohes Erbsenrad den Berg herunter gerollt. Dieser Brauch knüpft an die Zeit an, als die Erbse als Grundnahrungsmittel noch nicht von der Kartoffel verdrängt war. Seit einigen Jahren werden als Besonderheit "Braune Erbsen" im Bliesgau angebaut.

BOHNEN

Ackerbohnen (auch Saubohnen oder Puffbohnen genannt) haben im Saarland ebenfalls eine jahrhundertealte Tradition. Im alten Rom galten sie als das „Kraftfutter der Gladiatoren“. Der Landstrich zwischen Saar, Blies uns Mosel galt einst als großes Bohnenland, wovon nicht nur die zahlreichen „Bohnentäler“ zeugen. 1568 endete der legendäre „Trierer Bohnenkrieg“ mit der Vernichtung zahlreicher Bohnenfelder bei der Bischofsstadt. Noch in der Neuzeit soll es im Hochwald nicht unüblich gewesen sein Ackerbohnen mit Sauerkraut zu vermengen und schließlich mit einer braunen Soße von Fett und Zwiebeln zu servieren.

Ein besonderes saarländisches Kapitel war der Anbau von Stangenbohnen in Lautzkirchen bei Blieskastel. Um 1900 entwickelte sich dort langsam ein bedeutender Bohnenanbau, der sich auf sage und schreibe 200.000 Stangen steigerte, was Erträgen von etwa 200 Tonnen (ca. 18 Hektar) im Jahr 1918 entsprach.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte allerdings ein langsamer Rückgang des Bohnenanbaus ein. Etwas länger erinnerte nur noch das „Bohnenfest“ mit opulenten Festumzügen an diese Zeit. Leider singen heute in Lautzkirchen keine „Bohnenspatzen“ mehr das „Bohnenlied“ für ihre „Bohnenkönigin“. Eine der in Lautzkirchen angebauten Bohnensorte war „Ruhm vom Vorgebirge“, die neuerdings wieder in einigen Gemüsegärten zu sehen ist.