25. September 2017
panta rhei – alles fließt. Das wusste schon Heraklit und auch die saarländischen Flößer, die viele Jahrhunderte Holz aus ihrer Heimat über die Windungen von Saar und Mosel und den mächtigen Rhein bis ins ferne Holland flößten, machten sich dieses Prinzip zu Nutze. Heute, lange nachdem das letzte Floß die Saar hinabgeglitten ist, vermitteln zwei Tage beim Workshop Floß der Nachhaltigkeit im Biosphärenreservat Bliesgau einen Eindruck davon, wie arbeitsam und naturverbunden die gefährliche Arbeit der Flößer war.
WALD UND WEIHER
Zwei Tage braucht es, um ein schwimmfähiges Floß für fünf Personen aus kerzengeraden, saarländischen Fichten zu bauen und auf dem Würzbacher Weiher in Blieskastel zu Wasser zu lassen. Und weil Fichten nun mal im Wald wachsen, beginnt die Arbeit auch nicht am Wasser, sondern unter Bäumen. Nach dem Kennenlernen mit Förster Dr. Helmut Wolf am Ufer des Weihers in Niederwürzbach geht es für alle Teilnehmer tief hinein ins grüne Biosphärenreservat Bliesgau.
BUCHENKLUMPEN
Vorbei am wunderhübschen Uhu Brunnen unter hohen Buchen, geht es querfeldein bis in einen kleinen Fichtenhain. Hier stehen auch unterständige und kranke Fichten, die sich ideal für den Floß-Bau eignen. Denn im Sinne der Nachhaltigkeit werden keine gesunden Bäume gefällt und für das geschlagene Holz gleich neue, heimische Buchen gepflanzt. Schön zu sehen an vielen kleinen Ansammlungen junger Buchen, die Dr. Wolf mit vorherigen Floßbauern in die entstandenen Lichtungen gesetzt hat – sogenannte Buchenklumpen.
SÄGE, AXT UND SCHÄLEISEN
Mit fachmännischer Hilfe der Forstarbeiter werden die Fichten ausgewählt. Nachdem sich alle mit Handsäge, Axt und Schäleisen vertraut gemacht und einen Helm auf dem Kopf haben, schallt es bald „Baum fällt!“ durch den Wald und die erste Fichte liegt. Entasten und Rinde schälen sind eins, schon kommt der Stamm auf den Lagerplatz. Für ein komplettes Floß braucht es etwa zehn weitere Stämme. „Das ist wirklich viel Arbeit und hat noch kaum eine Gruppe an einem Tag geschafft“, weiß Förster Wolf. Deshalb liegen für den Floßbau schon Stämme am Weiher bereit. Das erspart den mühsamen Transport. Zudem schwimmt abgelagertes Holz um einiges besser. So warten die frisch gefällten Fichten am Lagerplatz auf einen Einsatz als Floß im nächsten Jahr. Und nach einem arbeitsreichen, ersten Tag unter Wipfeln, geht es nach einer ruhigen Nacht ans plätschernde Ufer des Würzbacher Weihers.
SCHRAUBEN, SEIL UND MUSKELKRAFT
„Flöße sind perfekte, nachhaltige Fortbewegungsmittel“ schwärmt Förster Wolf am folgenden Morgen. „Die Ladung ist gleichzeitig das Gefährt, als Antrieb dient die Strömung der Flüsse und am Ende verschwinden sie spurlos.“ Über dem Weiher kräuselt sich am Morgen noch der Nebel und am Ufer warten die Stämme samt Werkzeug darauf, zu einem Floß zusammengefügt und zu Wasser gelassen zu werden. Die Konstruktion ist einfach wie genial. Auf drei parallel ausgelegte Stämme werden über Kreuz Fichtenstämme dicht aneinandergelegt, verschraubt und verzurrt. Zum Schluss noch ein kleines Oberdeck als Plattform für die Passagiere und gegen nasse Füße – fertig! Zu groß darf das Floß übrigens nicht werden, sonst ist es zu schwer, um von den Teilnehmern per Muskelkraft zu Wasser gelassen zu werden.
FLOSS AHOI
Nach einem standesgemäßen Flößer Mittagessen mit Lyoner, frischem Obst und Spezialitäten aus der Region, ist es dann endlich soweit. Mit ein paar Tropfen heimischen Apfelweins wird das Floß getauft und vom Stapel gelassen. Und siehe da, es schwimmt! „Na klar!“, sagt Dr. Wolf entspannt. Was ein Saarländer macht, macht er richtig. Und nach einem abenteuerlichen Nachmittag mit der Flößerstange in der Hand, weit draußen auf dem Würzbacher Weiher, gelangt das Floß samt Fracht wieder sicher an Land, wird sorgsam in seine Einzelteile zerlegt und wartet auf die nächsten Flößer.
Alles fließt.
Die Bildrechte der hier dargestellten Fotografien liegen bei Marcus Simaitis.